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Verheerende Überschwemmungen in Europa: Klimawandel als wichtiger Faktor

Veröffentlicht am 02. April 2025

Der Klimawandel spielt wohl eine entscheidende Rolle bei den verheerenden Überschwemmungen


Germany

Europa erlebte im Herbst 2024 Überschwemmungen historischen Ausmaßes. Es ist davon auszugehen, dass diese Naturkatastrophen, die wir heute immer öfter sehen, mit dem Klimawandel zusammenhängen. Für die Kunden von FM, aber auch die betreuenden Makler*innen sind Ereignisse dieser Art eine dringliche Erinnerung daran, wie wichtig Resilienz ist.

Der erste Schritt beginnt damit, das Risiko zu verstehen. Für die Forschenden von FM ist es wichtig, auch die Ereignisse dieses Jahres zu betrachten, um mögliche Lehren daraus zu ziehen. Dr. Angelika Werner, Research Area Director (Climate Risk & Resilience Research) bei FM, betont die Wichtigkeit einer guten Vorbereitung und zuverlässigen Notfallwarnung, insbesondere in einer sehr dynamischen Risikolandschaft.

In diesem Artikel erörtert Dr. Davide Panosetti, Lead Research Scientist des zuständigen Teams in Luxemburg für Fragen der Klimarisiken und Klimaresilienz, die meteorologischen Bedingungen und klimabedingten Faktoren, die in diesem Jahr zu den Rekordniederschlägen in Europa geführt haben.

Zwischen Mitte September und Anfang November kam es in Zentral- und Osteuropa, Mittelitalien und Spanien zu extremen Regenfällen, die Flüsse über die Ufer treten ließen und massive Überschwemmungen verursachten. In den am stärksten betroffenen Regionen fielen innerhalb weniger Tage rekordverdächtige Niederschlagsmengen. Hier einige Beispiele:

  • Deutschland: In Sachsen wurden örtlich mehr als 150 mm bis hin zu 200 mm Regen registriert.
  • Polen: In Breslau gingen 130 mm Regen nieder, während es in Gebieten entlang der Weichsel über 140 mm waren.
  • Tschechien: In der Region Ústí nad Labem fiel eine Niederschlagsmenge von etwa 160 mm.
  • Österreich: Salzburg und Umgebung verzeichneten Niederschlagsmengen von bis zu 180 mm; in einigen Gebieten in Niederösterreich fielen innerhalb weniger Tage zwischen 300 und 350 mm, was dem Zwei- bis Vierfachen des Durchschnitts für September entspricht.
  • Italien: In einigen Gebieten der Region Emilia-Romagna regnete es in knapp 48 Stunden mehr als 300 mm.
  • Spanien: In der Region Valencia im Osten des Landes kam es zu Rekordniederschlägen und extremen Überschwemmungen. In der Stadt Chiva fielen in nur acht Stunden fast 500 mm Regen.

Die starken Regenfälle führten zu einem raschen Anschwellen großer Flüsse, darunter die Weichsel und die Oder in Polen, die Elbe in Deutschland, der Ebro und der Duero in Spanien sowie die Donau in Österreich. Großflächige Überschwemmungen waren die Folge. Zudem kam es in mehreren Orten in den Alpen zum frühesten Schneefall seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Meteorologische Bedingungen

Ausschlaggebend für die erste Unwetterwelle vom 12. bis 19. September war ein sich langsam bewegendes Tiefdruckgebiet und eine damit verbundene Wetterfront, die sich in ihrer höchsten Ausdehnung über fast 2.000 km erstreckte. Zwischen dem 12. und dem 17. September verharrte diese Wetterfront „gefangen“ zwischen zwei stationären Hochdruckgebieten, was in Polen, Tschechien, der Slowakei, Österreich, Ungarn, Slowenien und Rumänien zu anhaltenden und intensiven Regenfällen führte. Infolgedessen wurde die Luft über die Alpen und die Karpaten gedrückt, während der Sturm Feuchtigkeit aus dem ungewöhnlich warmen Wasser aus Mittelmeer und Schwarzen Meer aufnahm. Dies sorgte für noch stärkere Niederschläge.

Vom 17. bis 19. September zogen die Überbleibsel dieser Wetterfront weiter nach Mittelitalien. Im Gegensatz zu den Unwettern, die Zentral- und Osteuropa heimsuchten, waren die Gesamtniederschlagsmengen in Italien zu großen Teilen auf starke Gewitter zurückzuführen. Die ungewöhnlich hohe Meeresoberflächentemperatur, insbesondere in der Adria, trug entscheidend zur Entwicklung und Intensivierung der Gewitter bei. Die Region Emilia-Romagna, in der es im Mai 2023 zu verheerenden Überschwemmungen kam, war besonders stark betroffen.

Bei der zweiten Unwetterwelle Ende Oktober/Anfang November in Spanien war das Tiefdruckgebiet DANA („Depresión Aislada en Niveles Altos“) entscheidend. Dabei handelt es sich um ein isoliertes Tief in hohen Schichten der Atmosphäre. Ost- und Südspanien sind aufgrund ihrer Lage zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer besonders anfällig für dieses Phänomen. Im Herbst senkt sich kalte Luft aus höheren Lagen auf das noch warme Mittelmeer, was eine rasche Wetterverschlechterung und heftige Regenfälle mit sich bringt.

Die komplexe Topografie Spaniens sorgte für eine lokal noch stärkere Niederschlagsintensität. Der Windstau an der Meseta Central, der Hochebene im Landesinneren, sowie dem Iberischen Gebirge führte nicht nur dazu, dass die feuchte Mittelmeerluft schneller aufstieg, die engen Täler schlossen auch einzelne Gewitter über längere Zeit ein, die lokal zu größeren Niederschlagsmengen führten.

Die Auswirkungen des Klimawandels

Nach den jüngsten globalen und regionalen Klimamodellierungen sind diese Wettertrends mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft unter verschiedenen Treibhausgasemissionsszenarien zu erwarten, da die globalen Temperaturen steigen werden, was zu intensiveren und häufigeren Starkregenereignissen führen wird. Dies wiederum trägt zu einem erhöhten Hochwasserrisiko bei.

Hinzu kommt, dass sich das Mittelmeer schneller erwärmt als der globale Durchschnitt. Dies ist ein wesentlicher Grund für die außergewöhnlich hohen Niederschlagsmengen, die im September durch das Sturmtief Boris und Ende Oktober/Anfang November durch das Wetterphänomen DANA verursacht wurden. Wetterlagen wie diese sind zwar nicht neu, treten aber nun in einer wärmeren Atmosphäre auf, wodurch die Niederschläge intensiver ausfallen, als es in der Vergangenheit der Fall war.

Ein weiterer Punkt betrifft den Jetstream: Aufgrund der schnelleren Erwärmung der Arktis im Vergleich zu den mittleren Breiten wird der Jetstream schwächer und mäandert mehr, d. h., er bildet verstärkt Schlaufen. In diesen Schlaufen des Jetstreams können Hoch- und Tiefdruckgebiete „festhängen“, was dazu führt, dass sich die Wetterlage über einen längeren Zeitraum nicht ändert. Dadurch kommt es zum Beispiel zu anhaltenden Kälte- oder Hitzewellen oder zu Starkregenereignissen. Dies wurde besonders bei den Überschwemmungen in Spanien Ende Oktober/Anfang November deutlich.

Fazit

Die im Herbst in Europa aufgetretenen schweren Hochwasserereignisse und die allgemeinen Klimatrends unterstreichen die Notwendigkeit umfassender und zukunftsorientierter Ansätze für die Katastrophenvorsorge und die Anpassung an den Klimawandel. Die Investitionen in den Hochwasserschutz, die in letzter Zeit getätigt wurden, konnten einige Schäden verhindern, insbesondere in Großstädten wie Wien.

Glücklicherweise stehen den Kunden von FM und ihren betreuenden Makler*innen Tools zur Verfügung, mit denen sie ihre Risiken verstehen und entsprechende Maßnahmen zur Vorbereitung ergreifen können. So bietet FM verschiedene Produkte zum Thema Klimaresilienz, zum Beispiel den Klimarisikobericht zum Verständnis aktueller Risiken sowie einen zukunftsorientierten Bericht über die Auswirkungen des Klimawandels. Mit den entsprechenden Lehren aus diesen Wetterereignissen lässt sich ein effektiverer Schutz von Unternehmen vor möglichen künftigen klimabedingten Schäden sicherstellen.