Industrial Resilience Day 2024 - Makler priorisieren Prävention
Gemeinsam mit Funk veranstaltete FM Anfang März auf dem Industriecampus der RWTH Aachen den Industrial Resilience Day 2024. Dort war unter anderem der Resilience Truck von FM vor Ort, den Teilnehmer der Veranstaltung in Kleingruppen besichtigen konnten. Im Truck werden verschiedene Präventionsmaßnahmen, beispielsweise gegen Überschwemmungen oder Feuer, anschaulich demonstriert. Führungen durch die Demonstrationsfabrik des Industriecampus sowie hochkarätige Keynotes rundeten das Programm ab.
In diesem Rahmen unterhielten sich Alexander Skorna, Managing Director Funk Consulting und William Slater, Operations Vice President – Group Manager Account Engineering bei FM, über Auswirkungen des Klimawandels auf die Sachversicherung, Partnerschaften und mögliche Synergien zwischen Versicherern und Brokern.
Slater: Herr Skorna, wir sind uns beide der Bedeutung von Resilienz und Prävention im aktuellen Marktumfeld der Industriesachversicherung bewusst. Doch welche Bedeutung nimmt das Thema in der Makler-Kunden-Kommunikation ein? Was können Versicherer und Broker tun, um dem Endkunden das beste Ergebnis zu liefern?
Skorna: Ganz wichtig ist hier natürlich die richtige Kommunikation - wir müssen unseren Kunden erklären können, welchen Mehrwert ein bestimmtes Versicherungsprodukt bringt. Ähnlich wie die FM sind wir aus Erfahrung der Überzeugung, dass ein Großteil der Schäden bzw. der finanziellen Kosten vermeidbar ist. Dies ist auch ein integraler Teil unserer unabhängigen Beratung. Sicherlich muss für den präventiven Ansatz noch mehr Awareness geschaffen werden, doch in der Regel erkennen unsere Kunden die Vorteile dieses Konzeptes und stehen ihm positiv gegenüber.
Letztlich bildet die vertrauensvolle Beziehung zwischen unseren Kunden, und dort insbesondere den Risikomanagern im Unternehmen, den Versicherern und uns als Makler die Basis im Sinne einer erfolgreichen Risiko-Partnerschaft. Transparenz und Kommunikation spielen dabei eine zentrale Rolle. Nur wenn sich alle Parteien auf Augenhöhe begegnen, kann eine wertschätzende und langfristige Zusammenarbeit entstehen. Angesichts der großen Herausforderungen, die aus dem Klimawandel entstehen, eine absolute Notwendigkeit.
Slater: Es freut mich, dass der Stellenwert von Prävention innerhalb der Branche generell zunimmt. Ich glaube nur so können wir den wachsenden Schadendimensionen durch Naturgefahren und Auswirkungen des Klimawandels begegnen. Der Fluttisch im FM Resilience Truck zeigt ja sehr anschaulich, wie mit vergleichsweise einfachen Maßnahmen Gebäude gegen Überschwemmungen geschützt werden können, damit Schäden erheblich kleiner ausfallen und auch die Betriebsunterbrechung wesentlich verkürzt wird. Wie beurteilen Sie das aus der Broker-Perspektive? Was sind aus Ihrer Sicht langfristig die größten Risiken für Unternehmen und welche Auswirkungen sind zu erwarten? Gehört der Klimawandel dazu und wie unterstützen Sie Ihre Kunden bei Maßnahmen gegen die Auswirkungen?
Skorna: Ja, der Klimawandel verändert die Risikolandschaft speziell im Bereich der Naturgefahren signifikant. Das bekommen auch unsere Kunden immer mehr zu spüren und sie fordern von uns Beratungslösungen im Hinblick sinnvoller Präventions- und Gegenmaßnahmen. In ähnlicher Art beraten wir unsere Kunden gemeinsam seit Jahrzehnten bei Brandschutz und anderen Präventionsmaßnahmen. Die Forschungsergebnisse und Empfehlungen zu Präventivmaßnahmen von FM sind für uns in diesem Zusammenhang sehr wertvoll.
Die Vorgehensweise bei der Naturgefahren-Analyse unterscheidet sich jedoch im Vergleich zum Feuer-Risiko: Wenn Funk sich mit der Feuer-Gefährdung eines Standorts beschäftigen, schauen wir dabei eher auf die einzelnen Gebäude und die im Raum stehenden Maßnahmen ähneln sich an unterschiedlichen Standorten. Bei der Analyse von Naturgefahren, wie z. B. der Überschwemmungssituation, müssen wir dagegen sehr genau auf die individuelle geographische Situation schauen. Das kann in der Praxis bis hin zu 3D-Modellen von Standorten gehen, die genau zeigen, wo Wasser zuerst in Gebäude eindringen kann und wo demnach der größte Handlungsbedarf besteht. Zudem bleibt der Blick auch nicht auf die Begrenzung des Kunden-Standorts beschränkt. Bei Überschwemmung müssen immer nachgelagerte Folgeschäden berücksichtigt werden, auf die Unternehmen keinen direkten Einfluss haben. Mögliche Fragestellungen sind beispielsweise, ob Zufahrtsstraßen oder Brücken im Überschwemmungsszenario weiterhin nutzbar sind? Dabei geht es um unterbrochene Lieferketten und Mitarbeiter, die wegen gesperrter Straßen nicht zur Arbeit kommen können. Hier ist ein holistischer Ansatz wichtig, der Abhängigkeiten in der Wertschöpfung berücksichtigt – inklusive der Beziehung zwischen Standorten und Lieferketten zu Endkunden bzw. Lieferanten. Indem wir Resilienz ganzheitlich betrachten, finanziell, operativ, technologisch und sogar hinsichtlich des Geschäftsmodells bzw. der Kunden-Wertschöpfung insgesamt, schafft Funk einen wichtigen Mehrwert für Unternehmen.
Slater: Wir sehen heute schon anhand unserer Daten als Industrie-Sachversicherer: mehr als ein Drittel aller Schäden entstehen durch Naturgefahren. Welche Risiken aus diesem Bereich sind in Deutschland Ihrer Meinung nach von besonderer Bedeutung?
Skorna: In Deutschland spielen besonders Überschwemmungen sowie Stürme in Verbindung mit Starkregen eine Rolle. An Rhein, Donau und Elbe sowie den Nebenflüssen wie Mosel, Mulde oder Weißeritz gibt es zum Beispiel im Abstand von wenigen Jahren regelmäßig Hochwasser mit größeren Auswirkungen. Doch wir haben es hier teilweise mit neuen Phänomenen zu tun. Hochwasser an großen Flüssen lassen sich in der Regel gut vorhersagen und es bleibt normalerweise Zeit für koordinierte Gegenmaßnahmen. Starkregenereignisse, die auch kleine Flüsse und Bäche sehr schnell anschwellen lassen, sind dagegen kaum kalkulierbar. Wir müssen leider davon ausgehen, dass sich derartige Ereignisse als Folge des Klimawandels und der dichten Bebauung hierzulande zukünftig häufen werden. Daraus resultierende Schäden – vor allem, wenn es sich um indirekte Folgeschäden handelt – sind äußerst schwierig zu versichern. Prävention, auch als Teil eines Business Continuity oder Notfallmanagements, können Unternehmen selbst in die Hand nehmen.
Slater: Mit Blick auf die Regulatorik und Compliance spielen das Thema Nachhaltigkeit und die Dokumentation durchgeführter Maßnahmen in der Wirtschaft eine immer größere Rolle. Unternehmen, die es versäumen, entsprechende Berichte vorzulegen, drohen nicht nur Bußgelder, sondern auch ein Verlust von Reputation. Große Finanzinvestoren koppeln beispielsweise schon seit längerem bestimmte Investments an Nachhaltigkeits-Benchmarks. Diese nicht zu erreichen, beziehungsweise als nachlässig in diesem Bereich zu gelten, wird für Unternehmen also immer mehr zu einem veritablen Risiko. Inwieweit sind solche Überlegungen bei deutschen Risikomanagern ein Thema?
Skorna: Ihre Frage zielt in Richtung „Mechanismus des EU-Sustainable Frameworks im Rahmen des European Green Deals" sowie der CSRD-Verordnung und der EU-Taxonomie. Was Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeitsberichterstattung und Sustainable Investments anbelangt, wird sehr deutlich, dass diese ESG-Risiken im Risikomanagement auch deutscher Unternehmen berücksichtigt werden sollten. Ich glaube darin liegt auch eine Chance für Risikomanager, eine strategischere Rolle in ihren Unternehmen einzunehmen und mit anderen Abteilungsleitern oder der Führungsetage ins Gespräch zu kommen. Der Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels und für mehr Nachhaltigkeit erfordert Kooperation statt Silodenken. Das merken auch wir, wenn wir nicht mehr nur mit Risikomanagern, sondern zum Teil auch mit neu geschaffenen Rollen wie Chief Sustainability Officern oder Nachhaltigkeitsmanagern zusammenarbeiten.
Slater: Herr Skorna, vielen Dank für das Gespräch. Das waren sehr interessante Einblicke aus Ihrer Perspektive als Makler. Ich freue mich auf die weitere erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Funk Gruppe.
Fotos © Funk Gruppe