Stärkung der Resilienz gegenüber Extremwetter

Extremwetter galt lange Zeit als seltenes, auf bestimmte Regionen beschränktes – und versicherbares – Ereignis. Heute verändert sich das Klima weltweit in rasantem Tempo. Die damit verbundenen Risiken sind mit herkömmlichen Ansätzen kaum mehr kontrollierbar.
In Anbetracht der sich rasch verändernden Wettermuster können frühere Annahmen über die Exponierung eines Standorts gegenüber Extremwetter überholt sein, wie Dr. Louis Gritzo, Chief Science Officer bei FM, erklärt.
„Auch ein Standort, der nicht in Küsten- oder Flussnähe liegt, kann von Hochwasser bedroht sein“, erläutert er.
„Durch die globale Erwärmung wird mehr Wasserdampf in der Atmosphäre gespeichert. Wenn es dann regnet, können in kürzester Zeit enorme Wassermengen niedergehen. Die Folge sind sturzflutartige Überschwemmungen, wie wir sie in den USA, Mexiko und Europa erlebt haben.“
Einige Unternehmen unterschätzen diese Entwicklung – vor allem, wenn sie bisher nicht direkt von Extremwetter betroffen waren. „Sie konzentrieren sich voll und ganz auf das Tagesgeschäft und beschränken sich in Sachen Risikomanagement auf das Allernötigste.“
Doch diese Unternehmen stellen zunehmend eine Ausnahme dar. Erst kürzlich führte FM eine Befragung unter 800 Risikoverantwortlichen in Industrie-, Fertigungs- und Technologieunternehmen durch. Mehr als 60 % von ihnen berichteten, dass sie in den vergangenen drei Jahren mindestens eine gravierende Betriebsunterbrechung durch Extremwetter erlebt haben.
Unternehmen wird zudem immer mehr bewusst, dass Versicherungsschutz allein nicht ausreicht, um den zunehmenden Gefährdungen angemessen zu begegnen. Die Befragten schätzen, dass im Schnitt nur die Hälfte der von Extremwetter verursachten Schäden von Versicherungen abgedeckt ist.
Kleine Schritte mit großer Wirkung
Die Bewältigung dieser neuen Herausforderungen erfordert einen strategischen, wissenschaftlich fundierten Ansatz zur Risikominimierung, der auf konkreten Maßnahmen beruht:
- Vorbereitung auf Extremwetter
„Es ist schwierig geworden, einen Standort zu finden, der keinen Elementarrisiken ausgesetzt ist“, erklärt Dr. Gritzo. Unternehmen sollten deshalb jeden bestehenden Standort in die Risikobewertung und -minimierung einbeziehen – nicht nur Standorte, die bereits von einem Ereignis betroffen waren. - Einführung proaktiver Maßnahmen
Beispiele für einfache, wirkungsvolle Maßnahmen sind ein sorgfältig ausgearbeiteter Notfallplan, die regelmäßige Wartung des Dachablaufs oder die Installation mobiler Hochwasserbarrieren. Die Resilienz eines Standorts gegenüber Extremwetter lässt sich erheblich stärken, wenn diese Maßnahmen auf Risk Engineering-Expertise und wissenschaftlichen Erkenntnissen über das Klima basieren. - Partnerschaftliche Zusammenarbeit
Um die Exponierung eines Standorts gegenüber Wetterextremen richtig einschätzen zu können, ist es unumgänglich, die zugrunde liegenden Faktoren der sich verändernden Wettermuster zu kennen und deren Auswirkungen auf Geschäftsabläufe zu verstehen. Diese technische Expertise wird Unternehmen im Rahmen einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Risikofachleuten zur Verfügung gestellt.
„Wir führen immer erst Bewertungen auf Standortebene durch und beurteilen davon ausgehend die Gesamtrisiken, die ein Unternehmen bedrohen“, erklärt Dr. Gritzo.
„An diesem Punkt wird das allgemeine Risikoprofil erkennbar; wir verstehen, was Priorität hat und ermitteln die effektivsten Maßnahmen zur Risikominimierung. Wirkungsvolle Strategien sind nicht zwangsläufig mit einem hohen Ressourcenaufwand verbunden.“
Priorisierung von Strategien
Eile ist kontraproduktiv: Wer alle Maßnahmen zur Risikominimierung gleichzeitig umsetzen will, muss übermäßig hohe Investitionen und Betriebsunterbrechungen in Kauf nehmen. Der Schlüssel zum Erfolg ist die Entwicklung eines klar strukturierten Plans zur schrittweisen Implementierung, der mit den verfügbaren Ressourcen in Einklang steht – auch, wenn sich die Umsetzung über mehrere Jahre erstreckt.
Manche Lösungen, wie eine ortsfeste Hochwasserbarriere, erfordern nicht viel Instandhaltungsaufwand. Doch für die langfristige Risikominimierung ist eine Ressource unverzichtbar: der Mensch. „Ein ganzheitlicher Ansatz zur Risikominimierung funktioniert nur, wenn alle zusammenarbeiten. Der Faktor Mensch wird immer eine Rolle spielen“, betont Dr. Gritzo.
Extremwetterrisiken verändern sich rasant schnell und haben weitreichende Auswirkungen. Effektives Risikomanagement erfordert einen langfristigen, anpassungsfähigen Ansatz, der auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert, Risk Engineering berücksichtigt und im Rahmen einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit bereitgestellt wird – über alle Unternehmensebenen hinweg.