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Wie der Klimawandel Firmengebäude bedroht

Versicherungsschutz allein genügt nicht


Natural Hazards

„Versicherungsunternehmen bieten seltener weitreichende Policen an. Zudem steigen die Prämiensätze – es wird immer schwieriger für Unternehmen, sich allein durch den Abschluss von Versicherungspolicen gegen sämtliche Risiken zu schützen.“

Die Auswirkungen des Klimawandels verschärfen sich und erreichen eine zunehmend breitere Tragweite. Vor diesem Hintergrund hat FM eine deutliche Botschaft für Gebäudeeigentümer: Versicherungsschutz wird Ihre Immobilie nicht retten.

Vor dem Hintergrund extremer Wetterbedingungen, die durch den Klimawandel begünstigt werden, ist die physische Infrastruktur zahlreicher Unternehmen deutlich anfälliger geworden. Die Spanne reicht von Unternehmen in Hochwasserzonen bis hin zu Standorten, die durch Waldbrände oder einen Anstieg des Meeresspiegels bedroht werden.

„Versicherungsunternehmen bieten seltener weitreichende Policen an. Zudem steigen die Prämiensätze – es wird immer schwieriger für Unternehmen, sich allein durch den Abschluss von Versicherungspolicen gegen sämtliche Risiken zu schützen”, so Louis Gritzo, Vice President und Manager of Research bei FM. „Dieser Trend zeichnet sich bereits deutlich ab und wir gehen nicht davon aus, dass sich daran etwas ändern wird.“ Aufgrund der Zunahme klimabedingter Risiken gehen einige Versicherungsunternehmen davon aus, dass entsprechender Versicherungsschutz bereits in naher Zukunft für viele nicht mehr bezahlbar ist. Ein aktueller Bericht von McKinsey kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Industriesachversicherungsbranche maßgeblich weiterentwickeln muss, um den Auswirkungen des Klimawandels begegnen zu können.

Reicht Versicherungsschutz zur Berücksichtigung von Elementarrisiken nicht aus, so kommt Gritzo zufolge der risikogerechten Gebäudeauslegung eine entscheidende Bedeutung zu. Hierbei gelte es wettergerechte Anpassungen vorzunehmen, um die Resilienz von Gebäuden sicherzustellen. Das Ausmaß sei breit gefächert: von Abdichtungen und Abschottungen über die Verlegung wesentlicher Anlagen und die Installation windresistener Überdachungen bis hin zur Umsiedlung eines ursprünglich geplanten risikobehafteten Standorts an einen sichereren Ort.

Derartige Bestrebungen sind zwangsläufig mit Kosten verbunden, denen einige Unternehmen skeptisch gegenüberstünden. „Der meist genannte Aspekt ist, dass nicht genug Informationen hinsichtlich des Klimawandels bekannt seien. Daher scheuen sich zahlreiche Unternehmen vor Ausgaben, die sie als nicht unbedingt erforderlich ansehen“, so Gritzo weiter. Der Experte ist der Meinung, dass es sich hierbei um überholtes Denken handele. „Die wesentlichen Faktoren, die Klimarisiken bedingen, sind ausreichend belegt. Ich spreche hier von Hochwasser, dem Anstieg des Meeresspiegels und erhöhten Niederschlägen. Ich meine jedoch auch Risiken, die infolge von Waldbränden entstehen, die wiederum durch ansteigende Temperaturen und anhaltende Dürreperioden auftreten. Wir verfügen bereits jetzt über hinreichendes Wissen in Bezug auf all diese Aspekte.“

Laut Gritzo müssen sich Unternehmen damit auseinandersetzen, dass die durch klimabedingte Veränderungen entstehenden Schäden und Geschäftsunterbrechungen weit über Rohrbrüche oder Stromausfälle hinausgehen. „Klimarisiken werden in puncto Risikomanagement mittlerweile als Priorität behandelt, da Unternehmensvorstände, Aktionäre und Aktionärinnen und auch Privatunternehmen längst deren Tragweite verstanden haben“, berichtet Gritzo.

Unternehmen, die auf eine Partnerschaft mit FM setzen, haben die entsprechenden Empfehlungen des Industriesachversicherers umgesetzt. Die Investitionen an Standorten und einzelnen Gebäude haben sich bereits bezahlt gemacht. So konnten einige Unternehmen im südlichen Texas hochwertige Anlagen während des Hurrikans „Harvey“ 2017 vollumfänglich schützen, da zuvor Kapital zum Zwecke des Hochwasserschutzes aufgewendet worden war. Auch ein großes europäisches Logistikunternehmen mit mehr als 27.000 Betriebsangehörigen setzte auf die Neuauslegung seiner Lagerhallen, um diese sowohl energieeffizient als auch sicher in Bezug auf extreme Wetterbedingungen zu gestalten. Das Unternehmen profitiert von reduzierten Stromkosten sowie umfangreichem Schutz im Falle von unvorhergesehenen Klimaereignissen.

In einigen Fällen ist es hinsichtlich Resilienz und Schadenverhütung ausreichend, Gebäude nachzurüsten. Dazu zählt die Verlegung wesentlicher Infrastruktur, die Verstärkung von Dächern oder auch die Errichtung von Dämmen, von denen niedrig gelegene Standorte in Hochwasser-Risikogebieten profitieren können. Gritzo zufolge sind derartige Investitionen jedoch nicht immer für ältere Gebäude geeignet; zudem sind Unternehmen oftmals unverhältnismäßig hohen Kosten ausgesetzt, sodass sich in vielen Fällen eine Neuauslegung und ein entsprechender Neubau des Standorts – mitunter sogar in einer weniger risikobehafteten Lage – lohnt. „Im Idealfall werden Risiken im Voraus erkannt und bei der Auslegung angemessen einbezogen“, so der Experte von FM. Großprojekte wie der Campus auf Roosevelt Island in New York bieten wertvolle Erkenntnisse, wenn es Risiken wie den Anstieg des Meeresspiegels zu berücksichtigen gilt.

Architekturbüros und Unternehmen sollten daher in enger Zusammenarbeit Auslegungen erarbeiten, die nicht nur kurzfristige Erfordernisse einkalkulieren, sondern auch Risiken, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit hoher Wahrscheinlichkeit zunehmen werden. Laut Gritzo ist es bei der Planung und Auslegung von Standorten essentiell, sich anstelle einer kurzfristigen Orientierung vielmehr direkt um Nachhaltigkeit, Resilienz und klimabedingte Anpassungen zu bemühen, um Risiken zu berücksichtigen, die oftmals nicht von standardmäßigen Versicherungspolicen gedeckt werden.

„Unternehmen müssen sich deutlich zu Investitionen bekennen“, betont Gritzo. „Sie initiieren nicht den Bau eines beliebigen Gebäudes und ziehen dann nach einigen Jahren erneut um. Sie suchen vielmehr nach Stabilität und sollten sich folglich nicht vor Investitionen zugunsten der Erschaffung eines qualitativ hochwertigen Gebäudes scheuen.“

Denn wenn Versicherer nicht mehr bereit sind, die Risiken eines vor Elementarrisiken unzureichend geschützten Gebäudes abzusichern, müssen einschlägige Maßnahmen zum weitreichenden Schutz eines Standorts getroffen werden.

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Neu veröffentlicht mit Genehmigung von Fast Company.